Höchste Lawinengefahr und Verkehrschaos: Tirol versinkt im Schnee

Innsbruck – Tirol steht ein tiefwinterliches Wochenende mit bis zu einem Meter Neuschnee in den Tälern bevor. Durch die Schneemassen ist mit massiven Verkehrsbehinderungen und Straßensperren zu rechnen, zudem nimmt die ohnehin schon angespannte Lawinenlage weiter zu.

Prognosen gehen von 50 bis 100 Zentimeter in den Tälern des Unterlands und am Osttiroler Tauernkamm aus. Vor allem in klassischen Staulagen können sogar noch größere Neuschneemengen möglich sein, auf den Bergen sogar bis zu zwei Meter. Laut den Wetterexperten von Ubimet steht der Höhepunkt des Ereignisses von Samstag auf Sonntag an.

Starkschneefall am Wochenende
Europa liegt seit Ende Dezember unter dem Einfluss einer blockierten Wetterlage: „Ein umfangreiches Hochdruckgebiet über den Britischen Inseln hält atlantische Tiefdruckgebiete mit milder Luft von Mitteleuropa fern“, erklärte Ubimet-Meteorologe Manfred Spatzierer, „Somit gelangen derzeit ungehindert feuchtkalte Luftmassen aus Nordeuropa in den Alpenraum“.

Nach einer kurzen Wetterberuhigung mischt wieder feuchtere Luft ins Wettergeschehen. Am Freitag erfasst dabei aus Nordwesten die Warmfront des Skandinavientiefs „André“ Österreich, weshalb es in Tirol wieder verbreitet zu schneien beginnt. Am Samstag wird der Schneefall im Bergland immer stärker und zunehmend intensiv. Auch am Sonntag schneit es im Bergland zunächst kräftig, im Tagesverlauf lässt die Intensität aber langsam nach.

Große Lawinengefahr, Warnstufe 5 möglich

Derzeit herrscht in Tirol stellenweise bereits große Lawinengefahr (Stufe 4 auf der fünfteiligen Gefahrenskala). Der intensive Schneefall und stürmischer Nordwind, der Schneeverfrachtungen mit sich bringt, führen zu einer instabilen Schneedecke und einem weiteren Anstieg der Lawinengefahr, mahnte Rudi Mair, Leiter des Lawinenwarndiensts der Abteilung Zivil- und Katastrophenschutz des Landes, neuerlich: „Es gilt generelle Vorsicht im Gelände und Gebirge – ich rate dringend davon ab, sich im freien Skiraum aufzuhalten.“

Besondere Hotspots seien das Karwendel, der Rofan, die Kitzbüheler Alpen sowie der Zillertaler und der Tauernhauptkamm. Die Lawinenwarnstufe kann hier sogar auf Stufe 5 ansteigen.

Das Land Tirol hat bereits Vorkehrungen getroffen. Neben dem Landeshubschrauber wurde auch ein Hubschrauber des Österreichischen Bundesheeres am Stützpunkt Schwaz sowie ein Lawineneinsatzzug in der Standschützenkaserne in Bereitschaft gesetzt. Damit sollen bei etwaigen Einsätzen die zivilen Einsatzkräfte am Boden und aus der Luft unterstützt bzw. Erkundungsflüge für die Lawinenkommissionen durchgeführt werden.

Verkehrsbehinderungen und Sperren erwartet

Durch den Neuschnee und die Rückreisewelle am Ende der Weihnachtsferien muss man auch mit Problemen auf den Straßen und Bahnlinien rechnen. Das betrifft die Verbindungen zu vielen Skigebieten, aber auch Hauptverkehrsadern. Durch den Wind sind Schneeverwehungen möglich und der in tiefen Lagen teils nasse und somit schwere Schnee kann laut Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Bäume zum Umstürzen bringen.

Die Experten erwarten in Tirol erhebliche Verkehrsbehinderungen. „Lebhaft wird der Verkehr am bevorstehenden Wochenende auf allen Durchzugsrouten und vor allem auf folgenden Strecken sein: Auf der Fernpassstrecke (B179), abschnittsweise auf der Inntalautobahn (A12), der Brennerautobahn (A13), der Eiberg Straße (B173), in den Seitentälern des Inntals wie etwa im Zillertal (B169) sowie auf allen Zubringerstraßen in und aus Skigebieten“, betonte Günther Salzmann, stellvertretender Leiter der Tiroler Verkehrsabteilung.

Insbesondere am Fernpass wird von Seiten des Landes Tirol empfohlen, nicht zwingend notwendige Fahrten zu vermeiden.

ÖBB rüsten sich für Schnee-Einsätze
Auch die ÖBB haben sich für das Schnee-Wochenende vorbereitet. Alle verfügbaren schweren Geräte (Schienenschneepflüge, Schneeschleudern, etc). aber auch die erforderlichen Mitarbeiter seien einsatzbereit. Für die Region Tirol-Vorarlberg („Region West“) wurden rund 210 Mitarbeiter für die Schneeräumung aktiviert.

Dazu kommen noch 23 Mitarbeiter der ÖBB-eigenen Lawinenkommissionen, die die Lawinengefahr entlang der Strecken (Arlberg, Brenner, Karwendel, Außerfern) beurteilen. Darüber hinaus seien laut ÖBB auch alle Fahrdienstleiter besonders gefordert, die im Betrieb bei Streckenunterbrechungen für Ersatzmaßnahmen sorgen müssen, damit der Zugbetrieb bestmöglich aufrecht erhalten werden kann.

„Trotz aller intensiver und gewissenhafter Vorbereitung und Bemühungen sind aufgrund der vorhergesagten Intensität der Schneefälle Beeinträchtigungen im Zugverkehr nicht auszuschließen. Darüber werden wir unsere Kunden schnellstmöglich über alle unsere Kanäle informieren“, bittet Tirols ÖBB-Pressesprecher Christoph Gasser-Mair schon jetzt um Verständnis.

Text: tt.com