Corona-Fälle im Zillertal: Erste Rückmeldungen an Behörden

Die Bezirkshauptmannschaft Schwaz hat am Sonntag bestätigt, dass sich bereits viele mögliche Betroffene gemeldet haben. Am Samstag war ein Aufruf an ehemalige Apres-Ski-Gäste aus dem Zillertal ergangen, bei Symptomen Kontakt aufzunehmen.

Wie berichtet, ist auch das Zillertal im Fokus rund um die Bekämpfung des Coronavirus. Bis Sonntagmittag gab es dort 39 positive Testungen. Viele weisen einen Zusammenhang mit der Gastronomie und Beherbergung auf. Betroffen sind neun Lokale, zwei Hotels und eine Pension.

Detektivarbeit nach steiler Wachstumskurve
Der Bezirkshauptmann von Schwaz, Michael Brandl, bestätigte am Sonntag gegenüber ORF Tirol, dass man seit zwei Wochen damit beschäftigt sei, allen im Zillertal bekannten positiven Fällen und deren Kontakten nachzugehen. Es sei eine „fast detektivische Arbeit“, eine „mühsame Recherche“, die das Gesundheitsamt hier zu leisten habe.

Speziell aus den Tourismusregionen habe man in dieser Zeit verstärkt positive Testungen gemeldet bekommen. Man könne hier von „einer sehr steilen Wachstumskurve“ sprechen, die Fallzahlen seien „gerade in der letzten Woche rapide gestiegen“, es seien „extrem viele“. Die Aufarbeitung stelle eine „große Herausforderung“ dar.

Da man schließlich „vor zwei, drei Tagen“ festgestellt habe, dass vor allem bestimmte Bars und Apres-Ski-Lokale betroffen sind, habe man am Samstag einen Aufruf gestartet „um die Fälle in den Griff zu bekommen“, so Brandl – mehr dazu in Zillertaler Apres-Ski-Gäste sollen sich melden. Dieser Schritt sei unternommen worden, sobald die Daten vorgelegen waren.

Brandl: „Nur mit Symptomen melden“
Bei den betroffenen Hotelbetrieben tue man sich relativ leicht mit der Nachverfolgung von Kontakten zu nachgewiesenen positiven Fällen, da Mitarbeiter- und Gästelisten vorhanden seien. Betroffene bekämen von der Bezirkshauptmannschaft einen Bescheid zugestellt, mit der Bitte, sich für zwei Wochen in Quarantäne zu begeben.

Bei den Bars und Apres-Ski-Lokalen gehe es dagegen zunächst darum, dass Besucherinnen und Besucher sich melden, erklärte der Bezirkshauptmann von Schwaz. Eine Ansteckung müsse nicht zwingend erfolgt sein, man solle sich daher nur melden, wenn man Symptome einer möglichen CoV-Infektion bemerke, wie etwa trockenen Husten oder Fieber von über 38 Grad, so Brandl. In diesem Fall solle man die Gesundheitshotline 1450 kontaktieren. Bei allgemeinen Fragen könne man die eingerichtete Hotline der BH Schwaz anrufen – erreichbar unter der Telefonnummer +43 (0) 5242 69 31 58 80.

Bereits 80 Rückmeldungen
Nach dem Aufruf über die Medien am Samstag hätten laut Michael Brandl rund 80 Menschen angerufen und konkret auf die betroffenen Betriebe Bezug genommen. Man habe alle möglichen Fälle dann noch abends im Schichtbetrieb abgearbeitet, habe die Betroffenen informiert und ihnen weitere Anweisungen gegeben.

Man bekomme auch verstärkt Rückmeldungen aus dem Ausland – etwa von Gästen aus Deutschland, die sich in Barbetrieben im Zillertal aufgehalten hatten und inzwischen in der Heimat positiv getestet wurden. Hier entstehe der Kontakt über die Reiseveranstalter, die sich dann an die Hotels wenden. Die deutschen Behörden hätten sich bis jetzt dagegen noch „überhaupt nicht“ gemeldet, zeigte sich Brandl verwundert.

Zillertal lernt aus Ischgl-Kritik
Er selbst erlebe die Tourismusbetriebe bei der derzeitigen Zusammenarbeit als „extrem kooperativ“, lobte der Bezirkshauptmann. Es hatte ja kürzlich starke Kritik am Verhalten der Tiroler Behörden und Tourismuswirtschaft in Ischgl gegeben – mehr dazu in SMS von Seilbahnen-Obmann werfen Fragen auf. „Natürlich lernt man dazu“, bestätigte Brandl.

Man habe sich den Schritt an die Öffentlichkeit gut überlegt, da man die jetzige Flut an Anrufen auch abarbeiten müsse. Man laufe Gefahr, ressourcentechnisch an Grenzen zu stoßen. Bis jetzt funktioniere die Aufarbeitung aber sehr gut.

Kein Zusammenhang mit Oberland
Bezirkshauptmann Brandl bestätigte gegenüber dem ORF Tirol auch, dass es in der Vergangenheit im Bezirk Schwaz Fälle gegeben habe, bei denen Zusammenhänge mit Infektionen aus dem Tiroler Oberland bestanden hatten. Das sei inzwischen jedoch vorbei – die aktuellen Fälle zeigten keinen solchen Zusammenhang, so Brandl.

Text: tirol.orf.at